Wenn man über Unterrichtsfächer an der Schule spricht, einen Blick in die Lehrpläne wirft und das Selbstverständnis von Unterrichtsfächern und deren Wert für die Entwicklung von jungen Menschen betrachtet, dann erkennt man sehr schnell, dass das Fach Ethik im Besonderen Ansprüchen einer Erziehung in einer offenen, pluralistischen, Gesellschaft Rechnung trägt.
Auch wenn das Fach in früheren Jahren ein Schattendasein als „Ersatzfach“ führte, kann ihm sowohl aufgrund der Inhalte als auch der Unterrichtsmethoden eine herausragende Stellung im Fächerkanon der Schule attestiert werden.
In seiner grundlegenden Zielsetzung orientiert sich das Fach unter Berücksichtigung der Pluralität der Bekenntnisse „an den sittlichen Grundsätzen, wie sie in der Verfassung des Freistaates Bayern und im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland niedergelegt sind“ (Fachprofil Ethik – Lehrplan Bayern). In diesem Zusammenhang sind Inhalte des Ethik-Unterrichts weltoffen und deren Vermittlung ist nicht eingebunden in ein geschlossenes Weltsystem.
Darüber hinaus ist das Fach mit seinen Inhalten keinesfalls nur retrospektiv, sondern stets in der Gegenwart der Kinder und Jugendlichen verhaftet und – und das liegt im Kern der Sache – zukunftsorientiert. In diesem Zusammenhang kann vor allem die Vermittlung von Kompetenzen, die dem Bildungsansatz des neuen Lehrplan PLUS zugrunde liegt, herausgestellt werden. Schon immer hat das Fach Ethik durch die Vermittlung von Werten und Normen und durch den reflektierten Umgang damit auch die Grundlagen für einen kompetenten Umgang geschaffen und leistet dies auch weiterhin.
Eng verwoben mit der Kompetenzvermittlung ist die Vermittlung von Inhalten aus dem Lebensbereich der jungen Menschen.
So können hier als Beispiele genannt werden:
- Lernbereiche: Wahrnehmung und Bedürfnisse; Familie; Spielen; Feste (Jahrgangsstufe 5 – Lehrplan PLUS)
- Lernbereiche: Judentum und Christentum; Umgang mit Medien; Dem Anderen begegnen; Konsum und Freizeit (Jahrgangsstufe 6 – Lehrplan PLUS)
- Lernbereiche: Islam; Konflikte und ihre Regelung; Erwachsen werden (Jahrgangsstufe 7 – Lehrplan PLUS)
- Lernbereiche: Sinnsuche; Soziales Engagement; Liebe, Freundschaft, Sexualität; Umwelt- und Tierethik (Jahrgangsstufe 8 – Lehrplan PLUS)
- Lernbereiche: Gewissen und Handeln; Religiöse Sinndeutungen des Lebens; Geschlechterrolle – Partnerschaft, Familie, Arbeit; Friedensethik (Jahrgangsstufe 9)
- Lernbereiche: Philosophisch-ethische Deutungen des Menschen; Religionsphilosophie und vergleichende Betrachtung der Weltreligionen; Ethik des wirtschaftlichen Handelns; Medizinethik (Jahrgangsstufe 10)
- Lernbereiche: Grundpositionen philosophischer Ethik; Angewandte Ethik in Beispielen; Freiheit und Determination aus Sicht verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen; Recht und Gerechtigkeit; Politische Ethik; Glück und Sinnfindung; Kommunikation (Qualifikationsphase)
Die Auseinandersetzung mit zunehmend komplexeren, gesellschaftlichen Themen kommt hierbei dem Bedürfnis der heranwachsenden Jugendlichen entgegen. Im Rahmen des Unterrichtes wird darüber hinaus versucht, dass ethische Urteile mehr und mehr philosophisch, praktisch untermauert werden. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch, warum der Ethik-Unterricht in anderen Bundesländern z.B. „Praktische Philosophie“ oder „Philosophieren mit Kindern“ genannt wird.
Ein letzter Aspekt, der hier genannt werden soll, ist, dass der Ethik-Unterricht Forderungen eines fächerübergreifenden Unterrichts vielfach leisten kann.
Zusammenfassend kann gesagt werden und die Ausführungen zeigen dies letztlich, dass die Ansatzpunkte einer intrinsischen Motivation hoch sind, wenn an die Erfahrungswelt der Kinder und Jugendlichen angeknüpft wird und diese neugierig auf Weiteres gemacht werden, nämlich dahingehend Fragen zu stellen…
Ganz im Sinne eines Sokrates und eines Aristoteles:
„Staunen ist der erste Grund der Philosophie.“
(Aristoteles)
Die Fachschaft Ethik:
StRin L. Müller-Kollischan
StRin C. Richter
OStRin B. Weber
OStR D. Carrara
OStR W. Klenk
StR I. Thiem