Saint-Léonard-de-Noblat – hä, WIE BITTE?

Das dachten sich sicher einige Schülerinnen und Schüler, die sich für den Austausch mit eben dieser Stadt, zugegebenermaßen einer sehr kleinen, beworben hatten… Am 12.12.2024 war es dann endlich soweit und wir konnten unsere französischen Gäste in Nürnberg begrüßen. Die Aufregung war – nicht nur bei den Jugendlichen 😊 – sehr groß. Wir alle hatten diesem Besuch lange entgegengefiebert, war doch unser „Antrittsbesuch“ in Frankreich im Mai 2024 krankheitsbedingt ausgefallen und auf April 2025 verschoben worden.

Nach der langen Busfahrt wollten alle erst einmal „nach Hause“. Am nächsten Morgen fand dann in der Schule die offizielle Begrüßung statt, bevor es auch schon in den Unterricht und anschließend auf den Nürnberger Christkindlesmarkt ging. Der Besuch des Marktes hatte ausdrücklich auf der „Wunschliste“ der Gäste gestanden.

Das Wochenende verbrachten unsere Gäste in den jeweiligen Gastfamilien – und die Familien scheuten keine Mühen, um den jungen Französinnen und Franzosen die kulinarischen und touristischen Attraktionen Frankens näher zu bringen.

Am Montag besuchten die französischen Schülerinnen und Schüler dann Faber-Castell, machten dort eine Führung zum Thema „Holzgefasste Stifte“, und am Dienstag stand – endlich! – der große gemeinsame Ausflug auf dem Programm. Bamberg sollte erkundet werden. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Frau McLoughlin, die sich als kompetente Stadtführerin erwies und sich eine abwechslungsreiche Foto-Rallye ausgedacht hatte. Die besten Beiträge wurden dann am Abschiedsabend prämiert.

Am Mittwoch besichtigten die französischen Gäste die Nürnberger Burg, bevor sie mittags wieder zur Schule zurückkehrten – der letzte gemeinsame Nachmittag stand schon an!

Nach dem Besuch des Dokumentationszentrum und des Reichsparteitagsgeländes – vielen Dank an Herrn Schmidt, der hier ein weiteres seiner Talente unter Beweis stellte, nämlich das des Guide – musste gepackt werden. Am Abend fanden sich alle für den Abschiedsabend in der Mensa ein, für den die Eltern die herrlichsten Leckereien vorbereitet hatten. Wir aßen und tranken gemeinsam, schauten uns die Fotos und Videos aus Bamberg an, vergaben Preise (an alle😊) und hatten Zeit für intensive Gespräche. Als die Gäste dann um 22.00 Uhr in den Bus steigen mussten, waren alle sehr traurig – hie und da wurden auch Tränen vergossen. Die Freude auf unseren Besuch in Frankreich war nach dieser intensiven Woche umso größer.

Und am 03.04.2025 sollte es dann für uns losgehen…

 

Nach der Ankunft wurden wir von unseren Gastgebern herzlich in Empfang genommen – man kannte sich inzwischen ja.

Am nächsten Morgen wurden wir in der Schule begrüßt, besuchten den Unterricht und nach dem Mittagessen in der Mensa ging es dann mit dem Bus nach Limoges, wo ein Stadtführer eine Fotorallye vorbereitet hatte.

Das Wochenende verbrachten alle in den jeweiligen Gastfamilien. Weder wir deutschen noch die französischen Lehrkräfte hörten am Wochenende etwas von den Kindern – ein gutes Zeichen 😊.

Am Montag stiegen wir recht früh in den Bus – es sollte zur Dune de Pyla, Europas größter Wanderdüne, gehen. Viele hatten sich darunter nicht wirklich etwas vorstellen können, waren dann aber beim Anblick des riesigen Berges Sand sprachlos. Wir erklommen gemeinsam die Düne, picknickten dort und genossen die Sonne und den herrlichen Ausblick. Im Anschluss ging es noch nach Arcachon, das uns mit strahlendem Sonnenschein begrüßte. Der Tag war das absolute Highlight dieser Reise, wie die Kinder am Ende des Austauschs berichteten.

Am Dienstag besuchten wir Oradour-sur-Glane, einen kleinen Ort, der während des 2. Weltkrieges aufgrund eines von nationalsozialistischen Truppen verübten Massakers traurige Berühmtheit erlangte. Wir besuchten zuerst das Dorf, das von der SS niedergebrannt worden war, und hatten dann eine Führung im Museum. Die Schilderungen gingen uns sehr unter die Haut und das Fazit war einhellig, wie wichtig dieser Besuch gewesen sei, um aus der Geschichte zu lernen und die Freundschaft, die Deutschland und Frankreich heute pflegen, zu schätzen.

Am Mittwoch schöpften wir in einer alten Mühle Papier und übten uns in der Kalligraphie – mehr oder weniger erfolgreich 😊, bevor wir am Donnerstag noch einmal Limoges ansteuerten. Wir bestaunten den schönsten Bahnhof Europas, den vorgelagerten Park und anschließend genossen wir alle die freie Zeit, die viele mit dem Besorgen von Mitbringseln für die Familie oder mit Shoppen verbrachten. Und am Abend war es leider schon wieder so weit: der Abschied nahte. Die Woche war wie im Fluge vergangen… Auch für uns hatte man ein reichhaltiges Büffet vorbereitet. Der Abend stand aber ganz im Zeichen des Abschiednehmens, war es doch dieses Mal so, dass es keine Aussicht auf ein Wiedersehen gab – außer es wurde privat vereinbart, was uns Lehrkräfte natürlich sehr froh machte, denn wenn aus einem Schüleraustausch eine Freundschaft entsteht, hat man alles erreicht…

Wir alle fanden, dass diese zwei Wochen eine wunderbare Erfahrung waren. Die Schüler konnten sich an der Sprache des jeweiligen Partners versuchen, lernten andere kulturelle Gepflogenheiten kennen und „erlebten“ die Sprache und Kultur, die sie ansonsten in erster Linie „nur“ aus dem Buch kennen, hautnah. Und das ist sicherlich das, was Schüleraustauschmaßnahmen so wertvoll und unverzichtbar macht, denn das, was die jungen Menschen bei einer solchen Begegnung lernen, geht weit über das hinaus, was wir Lehrkräfte in der Schule zu vermitteln können. O-Ton: „Ey, was ich hier gelernt habe, das lerne ich sonst in drei Jahren nicht!“ 😊… Schön, dass das DFJW und der Bezirk Mittelfranken solche Fahrten so großzügig finanziell fördern und unterstützen und somit für alle erschwinglich machen!

Herr Schmidt und ich waren froh, euch auf diesem Austausch begleiten zu dürfen. Ihr wart eine ganz tolle Gruppe, wir haben die „Arbeit“ mit euch sehr genossen. Ihr könnt stolz auf euch sein, ihr wart eindrucksvolle Botschafter eurer Generation!

Wir freuen uns schon jetzt sehr, wenn wir im Dezember wieder Besuch aus Frankreich bekommen und im Frühjahr 2026 erneut nach Saint-Léonard-de-Noblat fahren. Den Namen wird bestimmt keiner derer, die dabei waren, jemals wieder vergessen 😊.

Claudia Neidiger